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Direkt gefragt: „The New Normal – Arbeitswelten nach Corona“

Während der Corona-Virus die gesamte Welt nach wie vor in Atem hält, müssen wir uns trotzdem die Frage stellen, wie das „New Normal“ aussehen könnte. Die Pandemie hat unseren Alltag und die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, erheblich verändert. Ein Teil wird zurückbleiben, davon sind viele überzeugt. Tobias Kremkau ist jemand, der sich schon seit vielen Jahren mit der Frage beschäftigt, wie sich unseren Arbeitswelten verändern. Der Gründungsvorstand der German Coworking Federation und Head of Coworking vom St. Oberholz ist einer der wichtigsten Vordenker im Bereich des flexiblen Arbeitens.

NAI apollo: Lieber Tobias, du beschäftigst dich seit vielen Jahren mit den Veränderungen unserer Arbeitswelten und bist einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Coworking-Bewegung. Welche Erfahrungen nimmst du aus der Corona-Pandemie mit?

TK: Die wichtigste Erkenntnis für mich ist, dass sich die Geschäftsmodelle der Coworking Spaces noch weiter diversifizieren müssen. Sich nicht treffen zu dürfen und Abstand wahren zu müssen, trifft die Coworking-Szene in ihrem Kern, dem Miteinander. Deshalb ist es wichtig, der eigenen Community neue Dienstleistungen anzubieten und sich auch mit neuen Produkten ganz neue Zielgruppen zu erarbeiten. Wir müssen lernen, nicht nur mit der Fläche Geld zu verdienen, sondern auch neue Wege zu finden, Umsatz zu generieren.

 

NAI apollo: Zahlreiche Unternehmen haben bereits angekündigt, ihren Mitarbeitern auch nach der Pandemie Möglichkeiten zum Homeoffice und Remote Working anzubieten. Ist das der Durchbruch für Deutschlands Coworking-Betreiber?

TK: Es sieht danach aus, aber ich mahne zur Vorsicht. Wir müssen abwarten, wie diese Ankündigungen umgesetzt werden. Vor allem, inwiefern Coworking Spaces ein Teil dieser Strategien für dezentrales Arbeiten sein werden. Was ich noch nicht gelesen habe ist, ob die Unternehmen auch die Mitgliedschaftsgebühr für ihre Mitarbeiter*innen übernehmen. Und wie sie Remote Work in ihre Firmenkulturen verankern. Niemand wird freiwillig von woanders arbeiten, wenn dies Nachteile hat, nur weil man beispielsweise den Flurfunk verpasst hat.

 

NAI apollo: Coworking wird in der Öffentlichkeit häufig als „Phänomen der Großstädte“ angesehen, dabei werden immer mehr Spaces auch im ländlichen Raum eröffnet. Wie bewertest du diese Entwicklung?

TK: Coworking in der Stadt sorgt für Innovationen und steigert die Attraktivität von Nachbarschaften. Ich glaube aber, dass sich die gesellschaftliche Relevanz von Coworking erst im ländlichen Raum vollends zeigen wird. Ländliche Coworking-Angebote sorgen für weniger Pendelverkehr und damit für weniger Emissionen, weniger Stress und auch weniger Abnutzung von Infrastruktur. Menschen können selbstbestimmter ihr Leben und ihre Arbeit gestalten. Sie bleiben vor Ort, engagieren sich und stellen eine aktive Zivilgesellschaft dar.

 

NAI apollo: Was würdest du dir von Vermietern wünschen, um die Coworking-Szene in Deutschland zu unterstützen?

TK: Es braucht eine Weile, rund zwei Jahre, bis ein Coworking Space sich etabliert hat. Diese Zeit müsste für die Betreiber*innen mit möglichst wenig Risiko verbunden sein. Dann kann Coworking auch in kleineren und mittleren Städten funktionieren. Es wäre deshalb super, wenn es zu Beginn mehr mietfreie Zeit geben könnte und sich Vermieter*innen auch auf Umsatzbeteiligungen einlassen. Dies kann sich sogar für Vermieter*innen lohnen, denn Coworking Spaces nehmen für ihren Service oft mehr Geld als für den Quadratmeter ein.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

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Kirsten Adrian
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Head of Marketing