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„Homeoffice ist nicht nur ein Thema zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber“

Remote Working – für manche ein wahrer Segen, für andere große Herausforderung. Wir haben Sebastian Deppe, Geschäftsführer der NAI apollo healthcare und Guido Spahn, Head of Investment Management & Asset Management Services der NAI apollo real estate management zum Gespräch über flexibles Arbeiten, Vor- und Nachteile von Mitarbeitern im Homeoffice und die damit verbundenen Veränderungen im Arbeitsalltag getroffen.

 

In den vergangenen zwei Jahren hat sich vieles verändert – auch im geschäftlichen Miteinander. Hat sich der Umgang mit Kunden durch vermehrtes Homeoffice bzw. Remote working auch verändert? Und wenn ja: inwiefern?

Guido Spahn: Als die Politik entschied, wir müssen alle ins Homeoffice, hat sich auch die Arbeitssituation und damit der Umgang geändert. Alle haben versucht ihre Termine möglichst digital über MS Teams oder ähnliche Programme zu gestalten. Das ging auch erstaunlich schnell und gut. Inzwischen ist man ja daran gewöhnt. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass sobald sich die Lage wieder entspannt, der persönliche Kontakt bei einem Kaffee oder Abendessen wieder zunimmt – es ist halt doch einfach ein anderes „miteinander“.

Die Pandemie hat gezeigt, dass Homeoffice nicht zwangsläufig dazu führt, dass Mitarbeiter:innen nur noch in Jogginghose auf der Couch sitzen und Netflix schauen. Wirkt sich das nachhaltig positiv auf die Arbeitszeitmodelle aus? Stichwort Vertrauensarbeitszeit.

Sebastian Deppe: Selbstverständlich ist es im Homeoffice deutlich schwieriger zu kontrollieren was die eigenen Mitarbeiter eigentlich so den ganzen Tag machen. Objektiv betrachtet, ist es aber doch so, dass die Mitarbeiter, die im Büro bereits einen guten Job erledigt haben, auch im Homeoffice zuverlässig arbeiten. Und am Ende spart sich jeder von uns im Homeoffice bis zu zwei Stunden Fahrtweg, die jetzt häufig bereits morgens effektiv genutzt werden. Da werden Mails bereits vor 8 Uhr weitergeleitet, sodass alle einen Zeitvorteil erhalten.

Guido Spahn: Die flexible Einteilung der Arbeitszeit zuhause zeigt sich zudem als äußerst praktisch. Ich habe beispielsweise eine Kundin in London. Sie kommuniziert seit der Pandemie ganz offen ihre Gedanken. So sagt sie klar, dass sie zwischen 17 und 19 Uhr die Kinder zum Fußball begleitet und erst danach wieder am Platz ist. Ich persönlich finde diesen Ansatz der Vertrauensarbeitszeit sehr spannend, wobei ich mich selbst damit ganz lange schwer getan habe.

Während der Pandemie sind wir im beruflichen Miteinander alle etwas privater geworden. Einblicke in das Privatleben unserer Kunden und Partner gehören dabei schon fast zur Normalität. Wie steht ihr zu dieser neuen Privatheit? Und hat die stärkere Verschmelzung von Privatem und Beruflichem zu einer höheren Eigenverantwortung geführt?

Sebastian Deppe: Besonders in Calls ist auffällig, dass viele deutlich weniger Hemmungen haben, sich auch beruflich in Freizeitkleidung zu zeigen. Da sitzt dann schon auch mal der Fondsmanager im Kapuzenpulli da. Das bringt einen natürlich auf eine andere Ebene, was manchmal ein Vorteil sein kann. Für mich ist diese neue Lässigkeit jedoch eher nichts. Selbst wenn ich in legerer Hose vor dem Laptop sitze, trage ich zumindest obenrum immer ein Hemd.  

Guido Spahn: Das stimmt schon. Man bekommt plötzlich viel mehr aus den Leben fremder Menschen mit. Was die gestiegene Eigenverantwortung angeht, bin ich der Meinung, dass viele Arbeitnehmer sich während des ersten Lockdowns erst einmal damit auseinandersetzen mussten, wie sie eigentlich am besten arbeiten können. Homeoffice ist nicht nur ein Thema zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die Familie muss involviert werden. Ich bin zum Beispiel nicht unbedingt ein Freund von Homeoffice, weil ich im Büro einfach deutlich effizienter bin. Der wesentliche Grund dafür ist jedoch mein Familienumfeld. Mit zwei Kindern im Teenageralter plus Hund, herrscht bei uns zuhause den ganzen Tag über ein stetes Kommen und Gehen. Da diszipliniert zu sein, ist häufig schwer. Meiner Meinung nach ist der Rhythmus der Familie entscheidend für das Gelingen der Heimarbeit.

Zu guter Letzt eine organisatorische Frage. Seit der Pandemie ist kaum noch jemand täglich im Büro. Homeoffice und Remote Working gehören in sehr vielen Bereichen zumindest tageweise schon zum Standard. Inwiefern wirkt sich das auf die Personalführung aus?

Sebastian Deppe: Wenn man seine Mitarbeiter nicht mehr ständig im Büro sieht, spielt ein enges Vertrauensverhältnis eine deutlich größere Rolle. Während vor Corona eine Person für bis zu 10 Mitarbeiter zuständig war, so sind es jetzt mit vermehrtem Homeoffice vielleicht nur noch sieben. Das verändert natürlich das Organigramm eines Unternehmens. Die Chance besteht allerdings darin, kleine funktionierende Teams zusammenzustellen, die auch unabhängig vom Büro optimal zusammenarbeiten. Gerade für „old school“-Führungskräfte kann das ungewohnt sein. Hinzukommt auch, dass sich die Kommunikation verändert hat. Mitarbeiter im Homeoffice sind in der Regel bereits viel früher ansprechbar, dafür jedoch nicht immer ad hoc erreichbar. All das verändert natürlich das Arbeiten. Und das Miteinander. Es geht ja auch darum, einzelne Mitarbeiter nicht zu verlieren und allen den richtigen Rahmen für effizientes Arbeiten zu bieten.  

Vielen Dank für diesen Einblick und eure Zeit!

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Kirsten Adrian
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Head of Marketing