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Keine Panik und keine Schadenfreude

WeWork ist aufgrund des misslungenen Börsenganges – zumindest vorerst – in Schieflage geraten. Schon werden die ersten Stimmen laut, die Coworking als Geschäftsmodell kleinreden und ein Ende des Trends herbeisinnen. Im Handelsblatt etwa wurden skeptische Fragen erkannt, mit denen sich die beteiligten Firmen des Coworking-Trends konfrontiert sehen. Und es stimmt: WeWork hat zweifelsfrei Probleme und sollte nun kritisch das eigene Geschäftsmodell hinterfragen. Doch dabei handelt es sich lediglich um Herausforderungen eines Marktteilnehmers. Die generelle Veränderung der Nutzung von Büroflächen bleibt davon unangetastet. Schließlich wird diese Transformation durch mehrere Faktoren getrieben.

Schauen wir uns einmal die veränderten Arbeitsweisen in den Unternehmen weltweit an. Projektarbeit gewinnt an Bedeutung. Moderne Methoden wie Scrum, Agile oder Design Thinking gehören schon längst zum Alltag und werden konstant weiterentwickelt. Interdisziplinäre Teams arbeiten grenz- und firmenübergreifend an gemeinsamen Problemstellungen. Das projektbasierte Arbeiten führt sie ständig an neue Ecken, viele arbeiten zunehmend freiberuflich oder selbstständig. Home Office, Train Office, Community Working. All diese Möglichkeiten des Arbeitens sind heute auch ein ganz wesentlicher Aspekt in der Mitarbeitergewinnung.

Zudem erkennen wir eine rasante Veränderung der Ansprüche an die jeweiligen Flächen. Die Generationen, die heute in die Unternehmen strömen, sehen Einzelbüros nicht mehr als Statussymbol an. Ständig entstehen neue Berufsbilder, die auf Dialogflächen angewiesen sind. Das Leadership ändert sich mit ähnlich hohem Tempo. Die Chefetage braucht kein 50 Quadratmeter großes Büro mit massivem Holzschreibtisch und einer Couchgarnitur mehr. Viel wichtiger ist es, inmitten des Teams flexibel zu arbeiten und zu führen.

Und auch die Regulatorik befeuert eine Veränderung. IFRS 16 etwa hat bewirkt, dass Unternehmen, die nach IFRS bilanzieren, kaum noch langlaufende Mietverträge abschließen wollen. Schließlich müssen sie sämtliche Mietverbindlichkeiten über die gesamte Laufzeit bilanzieren. Stattdessen wollen sie bedarfsmäßig anmieten und flexibel in ihrer Planung bleiben. Pay per use hat Einzug gehalten – auch in die Büronutzung. Der Hot Desk gehört zum Arbeitsalltag, die flexible Bürovermietung sollte es auch.

All diese Faktoren müssen dringend berücksichtigt werden. Schließlich liefern sie eine Antwort auf die wichtigste Frage, die wir uns stellen müssen: Wie zeitgemäß ist der eigene Arbeitsplatz überhaupt noch? Unsere Flächen, die wir entwickeln, vermieten und betreiben, müssen nutzerorientiert sein, sonst werden sie nicht mehr nachfragt. Wir müssen Flächen vernetzen und flexibilisieren, die moderne Nutzung ermöglichen und die globalen Trends verinnerlichen. Die Digitalisierung gibt uns dafür das passende Werkzeug an die Hand, wir müssen sie nur anwenden.

Die Probleme, die wir bei WeWork sehen, dürfen wir also nicht überbewerten. Wir stehen erst am Anfang einer massiven Revolution im Bereich der Büroimmobilien. Unsere Branche wird Disruption erleben. Entscheidend wird sein, dass wir diese Revolution aktiv gestalten. Schließlich können wir sie weder aufhalten noch ignorieren.

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Kirsten Adrian
apollo real estate GmbH & Co. KG
Head of Marketing